Für die Stiftung Zahnärzte ohne Grenzen machten wir uns am 25.12.2013 als Viererteam aus unserer Praxis auf den Weg nach Sambia, um dort für 16 Tage Hilfe und Anleitung zur Selbsthilfe zu leisten. Mit von der Partie waren unsere beiden ZMF Gesa Flohr und Denise Linne, mein Mann Philipp Hanf und ich.
Sambia ist ein politisch stabiles Land im Herzen des südlichen Afrikas. Afrika - man denkt an orangenfarbene Sonnenuntergänge, im Vordergrund die Silhouetten von Schirmakazien; riesige Tierherden; Denys Finch Hatton und Tania Blixon (alias Robert Redford und Meryl Streep) ginschlürfend in Holzschaukelstühlen auf der Terrasse; lebensfrohe, buntgewandete Menschen; Musikfestivals; etc.
Aber die Realität entspricht natürlich nur zum Teil unserem romantisch verklärtem Bild von Afrika. Die Kehrseite der Medaille: Analphabetentum, hohe Arbeitslosigkeit, desolate Infrastruktur, geringe Lebenserwartung, hohe HIV-Infektionsrate, Armut, Ärztemangel, etc.
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der letzten Jahre in Sambia führten zu einem deutlichen Absinken der Realeinkommen im Gesundheitswesen und zu einer Abwanderung des medizinischen Personals. Nur die Hälfte der Landbevölkerung kann überhaupt ein Gesundheitszentrum innerhalb von 2 bis 3 Stunden erreichen. Sie hat einen erschwerten Zugang zu ärztlicher und zahnärztlicher Versorgung.
Am Einsatzort
Ein typischer Arbeitstag für Zahnärzte ohne Grenzen sah folgendermaßen aus: Der Tag beginnt mit der holprigen, schlaglöchergepflasterten Anfahrt zu unserem jeweiligen Einsatzort. Am Zielort angekommen gilt es zunächst einmal den „Behandlungsraum“ zu inspizieren und die vorhandenen Instrumente zu sondieren, um einen bestmöglichen Ablauf zu gewährleisten. Das Equipment und die zahnärztlichen Instrumente lassen sehr oft zu wünschen übrig.
Unser Hauptgeschäft besteht aus Zähneziehen. Es gibt nur exotische Hebel und Zangen, aber durch unsere täglich besser werdenden Improvisationskünste kommen wir doch ans Ziel. Der Zahn ist raus oder die Füllung gelegt und das Ganze bei schwülheißen 35°C.
Von großem Vorteil erwies sich, dass wir ein gut eingespieltes Team waren, da wir in Deutschland schon lange zusammen arbeiten. Oft blutete unser Zahnarztherz, da wir viele Zähne ziehen mussten, die wir in Deutschland problemlos hätten reparieren können. Sich die Zähne extrahieren zu lassen, ist für die Menschen dort jedoch die billigste und zugleich auch effektivste Methode um ihre Zahnschmerzen für immer los zu werden.
Hilfe zur Selbsthilfe
Das oberste Gebot für solch einen Einsatz ist die Hilfe zur Selbsthilfe. Wenn keine europäischen Zahnärzte anwesend sind, sind die einheimischen „dental therapists“ gefragt. Es gilt ihnen die notwendigen praktischen Hilfen beizubringen und ihnen auch theoretisches Wissen zu vermitteln.
Außerordentlich wichtig ist es, sie in Hygiene und Desinfektion zu unterweisen. Der Anteil an HIV-Positiven in der Bevölkerung beträgt knapp 40 %. Um ein Weitertragen der Keime zu vermeiden, ist eine gründliche Reinigung und Sterilisation der verwendeten Instrumente essentiell.
Der "African way of life"
Woran man sich relativ schnell gewöhnen muss, ist der „African way of life“. Es gilt, das Tempo herauszunehmen, zu improvisieren, allzu hohe Erwartungen zurückzuschrauben und sich in Gelassenheit zu üben. Die afrikanische Kultur und den afrikanischen Lebensstil einmal abseits der touristischen Routen hautnah zu erleben, war für uns alle ein großartiges Erlebnis.
Dank
Dieser Einsatz in Sambia für die Stiftung DWL hat auf jeden Fall unseren persönlichen Horizont erweitert und war eine Erfahrung für’s Leben. Das nächste Projekt wird schon anvisiert.